Erste Hilfe im Büro?!
Viele von uns haben beim Führerschein den Erste-Hilfe-Kurs absolviert, doch mal Hand auf’s Herz: Wie lange ist das her? 5 Jahre, 10 Jahre, 20 Jahre … oder sogar länger?
Ein Pflaster aufkleben (wenn der Tacker sich gewehrt hat oder die Hand am Papier verletzt wurde) kann jeder, einen Splitter aus dem Finger entfernen kriegt man auch noch hin. Aber: Traut ihr euch (noch) zu, im Notfall die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, den Patienten in die stabile Seitenlage zu bewegen oder eventuell eine Herzdruckmassage durchzuführen?
Es muss ja nicht unbedingt eine Kollegin oder ein Kollege sein, die/der Hilfe benötigt. Auch die Mandanten oder der Postzusteller können spontan betroffen sein und dann heißt es: schnell handeln.
Angefangen hat es bei mir mit einem Auffrischungskurs für Erste Hilfe. Nach etlichen Jahren stand der Entschluss, meine Erste-Hilfe-Kenntnisse wieder aufzufrischen. Gesagt – getan: Anbieter herausgesucht und Kurs gebucht. Das war zur Corona-Zeit, der Kurs entsprechend klein. Es waren Anwärter für den Führerschein ebenso dabei wie betriebliche Ersthelfer, die ihre Kenntnisse auffrischen wollten und eben Teilnehmer, die einfach die Kenntnisse von vor vielen Jahren erneuern wollten. Der Kurs selbst fand an einem Samstag statt, war kurzweilig und überhaupt nicht langweilig. Einige Dinge waren nicht neu, andere Handhabungen hatten sich im Laufe der Jahrzehnte geändert.
Am Ende des Tages hatten wir alle unsere Teilnahmebescheinigung in der Hand: Mit der Bescheinigung als „Betrieblicher Ersthelfer“ zog ich stolz von dannen. Es gab mir ein gutes Gefühl und die Sicherheit, in einer Notfall-Situation richtig handeln zu können. Die Bescheinigung ist zwei Jahre lang gültig und den Folgekurs wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Nachdem ich einen passenden Termin gefunden hatte, wurde gebucht. Die Kosten für den Kurs als betrieblicher Ersthelfer übernimmt in der Regel die gesetzliche Unfallversicherung. Ich investiere also lediglich meine Zeit.
Dieser zweite Kurs war deutlich größer und die knapp 20 Teilnehmer hatten schon in der Vorstellungsrunde so Einiges zu erzählen: Da ging es um eine Messerstecherei vor einem Ladengeschäft, den Herzinfarkt eines Vorgesetzten am Schreibtisch usw. Bei manchen Vorfällen bekam man regelrecht Gänsehaut und hoffte, niemals in solch eine Situation zu geraten. Aber wer weiß das schon vorher.
Auch dieser Folgekurs verlief in sehr angenehmer und lockerer Atmosphäre, war kurzweilig und endete mit einer ca. fünf-minütigen Herzdruckmassage an einer Übungspuppe unter Aufsicht der Lehrgangsleitung. Die verschiedenen Lieder, die man für den Takt im Kopf mitsingen kann, sind vielen bekannt: „Staying alive“ (Bee Gees), „Yellow Submarine“ (The Beatles), „Dancing Queen“ (ABBA), „The man“ (Taylor Swift) und selbst der Biene-Maya-Titelsong von Karel Gott ist geeignet, den Takt zu halten. Und ich kann euch sagen, nach fünf Minuten ist man fix und fertig. Im Notfall kann es aber eben auch etwas länger dauern, bis alarmierte Rettungskräfte den Patienten übernehmen können.
Als betrieblicher Ersthelfer koordiniert man auch die Unfallstelle und den Einsatz von Helfern. Nicht jeder kann Blut sehen, dafür aber den Rettungsdienst anrufen. Auch kann jemand den Erste-Hilfe-Kasten holen, Decken oder Handtücher organisieren oder auch Schaulustige vom Unfallort fernhalten. JEDER kann etwas tun, manchmal stehen Menschen jedoch zunächst unter Schock und sehen erst einmal hilflos zu, was passiert. Dann braucht es eben diesen einen „Koordinator“.
Nachdem die Kursinhalte und die Erzählungen der anderen Teilnehmer ein paar Tage auf mich gewirkt haben, habe ich mir die Situation in unserem Büro – ich hatte zwischenzeitlich den Arbeitgeber gewechselt – angesehen:
Der Erste-Hilfe-Kasten war abgelaufen und stand ziemlich weit hinten im Regal, Hinweisschilder für Fluchtwege gab es nicht ausreichend. Selbst ein Hinweisschild mit Notfallnummern war nicht sofort sichtbar und auch Feuerlöscher waren innerhalb des Büros nicht vorhanden. Diese Situation habe ich bei den Vorgesetzten angesprochen und sofort wurden die fehlenden Dinge angeschafft und installiert. Im Nachbarbüro gibt es einen Defibrillator, den Umgang damit haben wir im Kurs gelernt. Den Umgang mit den Feuerlöschern haben wir im Kollegenkreis besprochen, den Standort für den Erste-Hilfe-Kasten und weitere Hilfsmittel (z.B. Desinfektionsmittel) gemeinsam ausgesucht und beschriftet.
Wie ich selbst in einer Notfall-Situation reagieren werde, kann ich nicht abschätzen, aber die Kurse haben mir definitiv Eines gezeigt: Abwarten und herumstehen kann Menschenleben kosten.
Dieses Jahr steht der nächste Auffrischungskurs an und ich werde ihn auf jeden Fall rechtzeitig buchen. Zusätzlich habe ich mir vorgenommen, auch die Fortbildung zum Brandschutzhelfer zu absolvieren. Dies wurde von vielen Teilnehmern des zweiten Kurses als positive Bereicherung empfohlen.
Und ich hoffe sehr, dass auch mir geholfen werden kann, wenn ich einmal Hilfe benötigen sollte!
In diesem Sinne: Bleibt gesund und achtet auf eure Kolleginnen, Kollegen und eben auch den Postzusteller und die Mandanten. Manchmal sind kleine Anzeichen wahrnehmbar, die uns alarmieren sollten.
Viele Grüße
Euer ReNo in Hannover und Umgebung e.V.
Kerstin Dahle